Abfahrt

Und wieder sitze ich im Bus. Es ist morgens um sieben Uhr dreissig, Linie 32. Es ist regnerisch und kalt, bald wird es schneien. Die Nässe dringt durch Schuhe und Hosen. Wie gelähmt sitze ich da und sehe ich die gefassten, ruhigen Gesichter. Eine junge Frau unterdrückt ein Gähnen, verzieht ihre Mundwinkel. «Nordstrasse», brummt der Chauffeur. Wieder überfällt mich dieses Gefühl der Fremdheit. Ungläubig starre ich durch das Fenster. «Wozu das Ganze?» «Warum mache ich das noch mit?» «Wie lange noch?» Eine Maschine hat mich im Griff. Ekel stallt sich in meiner Brust. Es geht unaufhaltsam dem Arbeitsplatz entgegen. «Guten Morgen, Arbeitsvieh!» Der Aufschub ist kurz, die Zeit zerrinnt von Station zu Station. Gewaltsam wurde ich dem Schlaf entrissen, widerstandslos verschlingt mich die Alltagsmaschine.

Meine Haltestelle kommt, doch ich kann nicht aufstehen. Ich bleibe sitzen bis zur Endstation. Aber der Bus hält nicht mehr. Er fährt weiter: durch Österreich, Jugoslawien, die Türkei, Syrien, Persien ... nach Indien, Malaya. Unterwegs verwandelt sich der Bus. Er wird umgebaut, farbig bemalt, mit Betten versehen, repariert, dem wechselnden Klima angepasst. Die etwa zwanzig Passagiere werden zu einer engen Lebensgemeinschaft. Sie suchen sich unterwegs Jobs, um den Treibstoff, die Ersatzteile und die Lebensmittel kaufen zu können. Sie teilen sich in die Busarbeit. Sie erzählen sich ihre Geschichten. Das andere Gesicht des Alltags kommt zum Vorschein: Leistungsverweigerung, Sabotage, Schlamperei, Diebstahl, Indiskretionen, Krankfeiern, solidarische Aktionen, Racheakte gegen Chefs, nächtliche Anschläge. Alle haben auf ihre Art irgendwann Widerstand geleistet und versucht, die Maschine aufzuhalten. Vergeblich.

Fünf Jahre später kehrt der Bus zurück. Er ist von Auf- und Anbauten überkrustet, trägt Inschriften in unbekannten Alphabeten, hat bunte Vorhänge. Niemand erkennt ihn wieder und die Rückkehrer sind Fremde...
Haltestelle. Aussteigen. Der Traum ist zu Ende. Wochenenden, Ferien, Illusionen und Fluchtphantasien gehen immer wieder zu Ende und wir sitzen wieder im Bus oder in der Strassenbahn, im Auto oder in der U-Bahn.

Die Alltagsmaschine triumphiert über uns. Wir sind ein Teil von ihr. Sie zerstückelt unser Leben in Zeit-Fragmente, kanalisiert unsere Energien, zermalmt unsere Wunschträume. Wir sind nur noch gefügige, pünktliche, disziplinierte Zahnrädchen in ihrem Getriebe. Und die Maschine selbst treibt dem Abgrund entgegen . In was haben wir uns da eingelassen?
 
 

Der grosse Kater

Es hatte vielversprechend angefangen. In der Altsteinzeit z.B. (etwa vor 50000 Jahren) gab es erst wenige von uns, waren Pflanzennahrung und Wild im Überfluss vorhanden und erforderte das Überleben nur wenig Zeit und mässige Anstrengungen. Um genügend Wurzeln, Beeren, Nüsse, Früchte oder Pilze zu sammeln und um ein paar Kaninchen, Rehe, Kängurus, Fische, Vögel oder Eidechsen zu erjagen (oder noch bequemer: mit Fallen zu erwischen) brauchten wir bloss zwei bis drei Stunden pro Tag. In unseren gemütlichen Lagern, in Laubhütten oder Höhlen, verzehrten wir das Fleisch und die gesammelten Pflanzen gemeinsam und verbrachten wir den Rest der Zeit mit herumdösen, träumen, baden, tanzen, schmusen und Geschichten erzählen. Einige begannen Felswände zu bemalen, andere schnitzten an Knochen oder Holzstücken herum, oder sie erfanden neue Fallen und Lieder. Unbeschwert zogen wir in Horden von etwa 25 Leuten in der Gegend herum, ohne viel Gepäck und ohne Eigentum, ohne Familienbindungen und Chefs, ohne Angst und Religion.

Von 2 Millionen Jahren haben wir nur etwa 10000 Jahre nicht so gelebt. 99,5% unserer Geschichte sprechen für sich. Die jüngere Altsteinzeit war unser bisher bester Deal - so behauptet es wenigstens die neuere Forschung. Eine lange und glückliche Zeit - verglichen mit den 200 Jahren dieses industriellen Alptraums.

Viele Geschichten wären von dort an denkbar gewesen. Eine davon ist die unsere - eine Art dummer Ausrutscher, mitgigantischen Folgen. Jemand muss mit Samen und Pflanzen herumgespielt und so allmählich die Landwirtschaft entdeckt haben. Es schien eine gute Idee zu sein: statt den essbaren Pflanzen nachzulaufen, konnte man sie nun in der Nähe des Lagers wachsen lassen. Aber wir mussten nun mindestens einige Monate am gleichen Ort bleiben, genügend Saatgut zurückbehalten, die Arbeit einteilen, vorausplanen und unmittelbare Bedürfnisse unterdrücken. Statt mit der Natur lebten wir nun von ihr und sahen wir sie immer mehr als unberechenbaren Partner und manchmal als gemeinen Spielverderber.

Wir hatten die Produktivität entdeckt: dass es einen Zusammenhang zwischen unserer Arbeit und dem Umfang der Ernte gab. Disziplin wurde wichtiger als Jagdglück. Und das Ganze nahm dann einen sehr unglücklichen Verlauf: die Frauen, die bisher hauptsächlich gesammelt hatten, wurden für die Feldarbeit zuständig. Dann kamen die Männer mit Zugtieren und Pflug. Die Frauen verloren ihre Gleichberechtigung und wurden immer mehr unterdrückt. Zum Trost erhielten sie den Kult der Grossen Göttin. Viehzüchter unterjochten die Ackerbauer, es entstanden Staat, Kriegerkasten - der allgemeine Weltkrieg, der bis heute dauert. Es ist schwierig zu rekonstruieren, was damals genau falsch gelaufen ist, doch dass wir da etwas ganz Dummes ausprobieren, ist nun klar geworden . Statt eines vielfältigen Mit- und Durcheinanders haben wir eine Unterdrückungspyramide aufgebaut: Könige-Männer-Frauen-Kinder-Tiere-Pflanzen. Diese Geschichte war sicher nicht «notwendig», aber die Weichen wurden doch schon sehr früh gestellt.

Mit dem Aufkommen der alten Zivilisationen in Mesopotamien, Indien, China und Ägypten war die Staatsgewalt, die Kontrolle des Zentrums über die Gesellschaft, schon zum Selbstzweck geworden. Von nun an ging es um die «Macht», also den Einfluss auf dieses Zentrum. Und damit begann die Geschichte, diese «ewige Flucht nach vorn», auch Fortschritt genannt. Wie schlecht es uns ging, zeigt schon die Tatsache, dass nun Utopien und Träume von goldenen Zeitaltern, vom Paradies, von Arkadien, Atlantis usw. als Rechtfertigungs- oder Trostideologien gebraucht wurden. Die Männer im Zentrum sagten uns, dass nur straffe Organisation und verbesserte Produktionsmittel wieder zum Glück führen konnten. Wir begannen für die Illusion des Fortschritts zu arbeiten. Jene, die die Täuschung durchschauten und einen abgekürzten Weg zum Paradies gehen wollten, wurden als Rebellen, Verräter, Ketzer oder Barbaren verfolgt, deportiert, verstümmelt oder massakriert. Unsere Sippen und Stämme wurden ausgelöscht, wir wurden Fremdlinge auf unserer Erde und standen den hierarchischen Zwangsorganisationen wehrlos gegenüber. Statt zwei Stunden arbeiteten wir nun zehn und mehr auf den Bauplätzen und Feldern der Pharaonen und Cäsaren, starben wir in ihren Kriegen und wurden wir nach Belieben herumgeschoben. Wir wurden zum Staats- und Arbeitsvieh.

Mit der Industrialisierung wurde es nicht besser. Nachdem die Bauern frech geworden waren und die Handwerker in den Städten zu unabhängig, setzten die Herren des Zentrums zu einem neuen Sprung an. Das neue Organisations- und Zwangsmittel hiess nun Fabrik. Sie sammelten uns auf den Strassen ein und sperrten uns in diese schmutzigen, lärmigen Schuppen, wo uns Maschinen einen neuen Arbeitstakt diktierten. Die Unterdrückung wurde automatisiert und vervielfacht. Die Maschine ist Produktions- und Strafmittel in einem: wer sich ihr nicht fügt, wird mit einem «Unfall» bestraft. Fortschritt bedeutete wieder nur mehr Arbeit und noch mörderischere Lebensbedingungen. Die ganze Gesellschaft und der ganze Planet wurden zu einer grossen Arbeits-Maschine. Und diese Arbeitsmaschine war gleichzeitig eine Kriegs-Maschine, denn Frieden und Arbeit schliessen sich gegenseitig aus. Wie soll einer, den die Arbeit langsam zerstört, sich dagegen wehren können, dass die Maschine andere umbringt? Die eigene Unfreiheit ist immer eine Bedrohung der Freiheit der andern. Die Industrie ist immer eine Rüstungsindustrie - auch im «Frieden». Entweder führt sie den Kleinkrieg namens «Alltag» oder den Grosskrieg namens «Krieg». Das eine geht nicht ohne das andere.

Auch diesmal begleiteten Illusionen und Utopien die neue Verschärfung unserer Sklaverei. Die «Zukunft» musste ja besser werden, wenn die Gegenwart so elend war. Sozialistische Reformer versuchten den Arbeitern einzureden, dass die moderne Industriegesellschaft auf lange Sicht mehr Freizeit und Wohlstand, mehr Freiheit und Genüsse bringen würde. Marx meinte, wir würden dann endlich wieder in Ruhe jagen, fischen und dichten können. (Wozu der grosse Umweg?) Dann verlangten sozialistische und kommunistische Politiker aller Schattierungen, von Lenin bis Trotzki, von Castro bis Pol Pot, von uns mehr Opfer und Disziplin, um die neue Gesellschaft aufzubauen. Doch der Sozialismus war nur ein neuer Trick der Arbeits-Maschine, die sich so auch dort durchsetzen konnte, wo es an privatem Kapital fehlte. Die Herren des Zentrums hatten sich nur anders verkleidet. Der Arbeits-Maschine ist es egal, ob sie nun von transnationalen Konzernen oder von Staatsbürokratien entwickelt und verwaltet wird. Ein Politbüro ist ihr genauso genehm wie ein Verwaltungsrat. Die industrielle Arbeits- und Kriegsmaschine hat unser Raumschiff und seine Zukunft gründlich ruiniert: die Möblierung (Dschungel, Wälder, Seen, Meere) ist zerschlissen, unsere Spielgenossen sind verschwunden oder fast ausgerottet (Wale, Schildkröten, Bären, Tiger), die Luft stinkt und macht uns krank, die Vorratskammern sind geplündert (fossile Brennstoffe, Metalle) und die atomare Selbstzerstörung ist vorbereitet. Wir bringen es trotz «Fortschritt» nicht einmal zustande, dass alle genug zu essen haben . Wir sind so nervös und reizbar geworden, dass wir für alle Arten von nationalistischen, rassistischen oder pseudoreligiösen Bewegungen, Pogrome und Kriege zu haben sind. Für viele von uns ist der Selbstmord oder ein Atomkrieg nicht mehr eine Bedrohung, sondern die willkommene Erlösung von Angst, Plackerei und Langeweile.

Einige Tausend Jahre Zivilisation und 200 Jahre Industriegesellschaft haben uns mit einem grossen Kater zurückgelassen. Die «Wirtschaft» ist zum Selbstzweck geworden und droht uns zu verschlingen. Das Hotel «Erde» terrorisiert seine Gäste. Doch wir sind Gäste und Wirte zugleich.
 
 

Die Planetare Arbeits-Maschine (PAM)

Das Monster, das wir aufgezogen haben und das diesen Planeten beherrscht, heisst: Planetare ArbeitsMaschine (PAM). Wenn wir unser Raumschiff/ Hotel wieder in einen angenehmen Aufenthaltsort zurückverwandeln möchten, müssen wir uns also zuerst mit der PAM befassen. Wie schafft es die Maschine, uns unter Kontrolle zu halten? Wie kann sie blockiert und auseinander genommen werden? Wie können wir sie loswerden, ohne dass sie uns zugleich vernichtet?

Die Arbeits-Maschine ist heute zum vorneherein eine planetare Maschine: sie frisst in Afrika, verdaut in Asien und scheisst in Europa. Sie wird geplant und gesteuert durch ein Geflecht von multinationalen Firmen, Banken, Staatsorganen, Brennstoff- und Rohmaterial-Kreisläufen. Es kursieren viele Illusionen über die Bedeutung von Nationen, Blöcken, Erster, Zweiter und Dritter Welt, Nord und Süd. All das sind nur mehr oder weniger grosse Räder der gleichen Maschine und nationale Unabhängigkeit ist nur eine Fata Morgana, die uns darüber täuschen soll. (Spätestens die Politik des Internationalen Währungsfonds - IMF - sollte dem Letzten die Augen geöffnet haben.) Natürlich besteht die PAM aus verschiedenen Teilen, die sich gegenseitig abstossen, antreiben und bremsen. Die PAM lebt geradezu von der Energie, die aus ihren inneren Widersprüchen erzeugt wird: Arbeiter/Kapital, Privatkapital/Staatskapital (Kapitalismus/Sozialismus), Entwicklung/Unterentwicklung, Elend/Verschwendung, Krieg/Frieden, Mann/Frau usw. Die PAM ist kein «hartes», einheitliches Gebilde, sondern sie benützt Widersprüche, um sich umzuformen, auszudehnen und zu verfeinern. Sie gleicht eher einem biologischen Organismus als einem mechanischen Koloss. Im Unterschied zu faschistischen oder theokratischen Systemen oder zu Orwells «1984» braucht sie durchaus ein «gesundes» Mass von Widerstand, Unruhe, Provokation und Rebellion. (Nach dem Motto: Was uns nicht umbringt, macht uns stärker!) Sie verdaut Gewerkschaften, Linksparteien, Protest-Bewegungen und demokratische Regimewechsel dort am besten, wo sie stark ist. Wenn die Demokratie ihr nicht mehr nützt, greift sie zur Diktatur. Wenn die Legitimation in Krise gerät, hat sie Gefängnisse, Folter und Deportation in Reserve. So wichtig diese Modalitäten für die jeweils Betroffenen auch sein mögen, sind sie doch nicht wesentlich für das Verständnis des Funktionierens der PAM.

Die PAM verkörpert das Wirtschaftsprinzip und sie kann nicht anders. Was aber ist Wirtschaft? Umwandlung menschlicher Energien in Arbeit und Verwandlung von Arbeit in messbare Produkte (Waren). Damit Menschen arbeitsfähig und daher für die Maschine nutzbar werden, müssen sie aus ihrer natürlichen Umgebung und ihren gesellschaftlichen Bindungen gelöst werden, die dadurch zerstört werden . Arbeit selbst bedeutet sodann, dass Du die Kontrolle über bestimmte Portionen Deiner Lebenszeit aufgibst, die in eine unpersönliche, zentral gelenkte Zirkulation eingehen. Du brauchst z.B. Deine Zeit dazu, irgendeinen Bestandteil zu bauen, der von irgendjemandem gekauft und zu einem Dir unbekannten Zweck verwendet wird. Der Kreislauf dieser anonymen Lebensfetzen wird geregelt gemäss der aufgewendeten Arbeitszeit, deren Mass eine Zahl, das Geld, ist. Die Austauschenden kennen sich nicht, haben keine Kontrolle über ihr gemeinsames Produkt, wissen nicht, wofür es eingesetzt ist und woher die Waren kommen, die sie selbst verbrauchen. So wird der Arbeiter von dem Gewehr erschossen, das er geholfen hat herzustellen. Oder er stirbt an dem Gift, das in seiner Fabrik erzeugt wird. Oder er beklagt sich über den Lärm jener Autobahn, für die er den Beton gemischt hat. Das ist der Mechanismus der Arbeits-Maschine: die Gesellschaft in isolierte Individuen aufspalten, sie einzeln mit Lohn oder Gewalt erpressen, und dann ihre Arbeitszeit gemäss dem eigenen Plan zusammensetzen. Wirtschaft bedeutet: immer bessere Kontrolle der Maschine über ihre Bestandteile, Vermehrung der Bestandteile und der erzeugten Arbeit. Die PAM wächst, weil Wachstum ihr Überleben sichert. Ein Wozu? braucht sie nicht. (Unser Widerstand genügt.)

Wir alle sind Bestandteile dieser Maschine, wir sind die Maschine. (Die techriischen Mittel der Maschine- Anlagen, Bauten, Motoren, Maschinen usw. - sind unsere geronnene Vergangenheit ) Wir stellen die Maschine gegenseitig für uns dar Ob wir nun über-, unter- oder gar nicht entwickelt sind, ob wir entlöhnt sind oder nicht, ob wir auf eigene Rechnung wirtschaften oder angestellt sind - wir funktionieren für die Maschine. Wo es keine Industrie gibt, werden Arbeiter zum Export in Industriezonen hergestellt und «billig» verkauft. So produzierte Afrika Sklaven für Amerika, exportiert die Türkei Arbeiter nach Deutschland, Pakistan nach Kuweit, Ghana nach Nigeria, Marokko nach Frankreich. Die Menschen noch unberührter Gebiete werden als pittoreske Dekoration für das Touristen-Geschäft genutzt: so etwa die Indianer in gewissen Reservaten, die Balinesen, Polynesier, Bergbauern. Die PAM setzt sich über alle «Abkopplungs»-Versuche hinweg, holt alle «nationalen Wege» wieder ein. Und wer gerade glaubt, der Maschine entkommen zu sein, erfüllt eine Funktion als «Aussenseiter» (Clochard, Hippie, Yogi, Original usw.). Solange es die PAM gibt, sind wir alle in ihr drin. Sie hat inzwischen alle traditionellen Gesellschaften zerstört oder sie in der Defensive verkümmern lassen. Selbst weit hinten in einem «verlassenen» Gebirgstal bist Du nie sicher vor der Steuerbehörde, den Rekrutierungsorganen, der Polizei. Die Maschine kann mit ihren Fangarmen jeden Ort auf diesem Planeten innert weniger Stunden erreichen. Wir sind «besetzt». Nicht einmal in der entferntesten Ecke der Wüste Gobi kannst Du absolut sicher sein, unbeobachtet in aller Ruhe unter freiem Himmel scheissen zu können.
 
 

Die drei Grundbestandteile der Maschine

Wenn wir uns die PAM näher ansehen, stellen wir fest, dass ihr Mechanismus mindestens drei grundlegende Bestandteile und Funktionen aufweist: Information, Produktion und Reproduktion. Diese Funktionen, A, B, C, können so beschrieben werden:
 


Jeder Job hat A-, B-, C-Aspekte, ist eine Mischung von Information, Produktion und Reproduktion. Doch die meisten Jobs lassen sich einer dieser drei Kategorien zuordnen. Alle drei Funktionen sind für die Maschine lebenswichtig und sie hängen alle voneinander ab. Fällt eine Funktion aus, so werden schliesslich auch die beiden andern davon betroffen und blockiert. Jeder Funktion entspricht ein bestimmter Arbeitertypus:

A.) wissenschaftlich-technische Arbeiter: hoch qualifiziert, meist männlich und weiss, gut bezahlt und sozial abgesichert: z.B. Computeringenieur

B.) Industriearbeiter und Angestellte: unterschiedlich qualifiziert, weiblich oder männlich, mittel bis schlecht bezahlt, ethnisch und rassisch gemischt: z.B. Automobil-Fliessbandarbeiter, Elektronik-Montagearbeiterin

C.) Gelegenheitsarbeiter, Saisonarbeiter, kleine Bauern, zwischen Dienstleistungsjobs, Haushalt, Arbeitslosigkeit, Kleinhändlerei und Kriminalität hin- und herpendelnde «Halb»-ArbeiterInnen, meist weiblich und farbig, ohne regelmässiges Geldeinkommen, oft am Verhungern, krank, in Grosstadt-Ghettos und Slums

All diese Arbeitertypen gibt es in verschiedenen Formen überall auf der Welt. Doch sind die Grössenverhältnisse je nach Gegend anders und so können wir sie schwerpunktmässig den drei grossen Weltgebieten zuordnen:

A.) fortgeschrittene westliche Industrieländer: USA, Europa Japan
B.) sich industrialisierende Länder: UdSSR, sozialistische Länder
C.) «unterentwickelte Länder» (Dritte Welt), Brasilien, Nigeria, Indien, China

Die «Drei Welten» sind überall vorhanden, nur in verschiedenen Mischungsverhältnissen. In New York kann man ganze Stadtviertel zur Dritten Welt zählen. In gewissen «Schwellenländern» (Brasilien, Mexiko, Taiwan, Ägypten) gibt es industrialisierte Zonen, diezuBgerechnetwerdenmüssen. Insozialistischen Ländern entstehen schon starke A-Bereiche (z.B. Raumfahrt). In fortgeschrittenen Industrieländern gibt es immer noch grosse B-Taschen (z.B. englische Bergarbeiter, französische Stahlarbeiter usw.). Jede Region und jedes Land hat seine eigene Mischung. Aber der Unterschied etwa zwischen den USA und Bolivien, zwischen Polen und Westdeutschland, zwischen Laos und Schweden, zwischen Japan und Ceylon ist doch markant und wichtig.

Die PAM ist also auf drei Pole hin organisiert: der westliche, reiche Ingenieur, der östliche, bescheidene Industriearbeiter, die südliche, ums Überleben kämpfende Hausfrau. Diese drei Typen und Funktionen werden überall gegeneinander ausgespielt.

Die Kontrolle der Maschine über ihre Teile beruht gerade auf diesem Spiel. Nicht nur die Individuen werden isoliert und zueinander in Konkurrenz gesetzt, sondern auch die Arbeitertypen, die Lohnstufen, die Weltregionen. Das Spiel der Spaltungen, die relativen Vorteile und «Privilegien» ist sehr reich an Elementen, die verschieden kombiniert werden können: Geschlecht, Rasse, Ausbildung, Volkszugehörigkeit, Religion, Alter, Aussehen, Arbeitshaltung usw. Immer gibt es einen «Grund», jemanden zu bevorteilen oder zurückzusetzen. Und jedes Mal gewinnt die Maschine, denn jede solche Unterscheidung schafft Misstrauen, Neid, Vorurteile, Angst unter den Arbeitern. Die A-Arbeiter fürchten, ihren hohen Lebensstandard zu verlieren und solidarisieren sich daher mit der Maschine. Die B-Arbeiter haben Angst, dass einwandernde C-Arbeiter ihnen ihre bisher sicheren Arbeitsplätze wegnehmen oder die Löhne drücken. Die C-Arbeiter haben keine andere Wahl, als gegen jeden zu kämpfen, um überhaupt zu überleben: jeder, der etwas besitzt, ist ihr Feind. Die A-Arbeiter beneiden die «faulen» C-Arbeiter, die in der Sonne herumliegen und beklagen sich zugleich über Stress. Die gleichen «faulen» C-Arbeiter würden alles tun, um sich den miesesten Job zu ergattern. Die Maschine spielt dieses grausame Spiel nicht, weil sie gewisse Arbeiter-Typen besonders liebt, sondern weil sie davon profitiert. Sie ist eine sehr kapriziöse Geliebte, die ihre Gunst sofort aufkündigt, wenn jemand zu übermütig wird.

So braucht die Maschine keine spezielle «herrschende Klasse» mehr, um ihre Kontrolle zu erhalten. Sie hat dazu ihre eigenen Funktionäre, Manager und Bürokraten. Zwar gibt es auch heute noch Reste klassischer Bourgeoisie, Kleinbourgeoisie, Privatunternehmer und Kapitalisten, dazu einige Aristrokraten, Häuptlinge und Diktatoren. Wo die Maschine schwach ist, spielt sie manchmal noch mit solchen lokalen Machthabern herum. Doch die wichtigen Kontrollprozesse laufen ohne sie ab. Wie das Beispiel der sozialistischen Staaten, westlicher Staatsbetriebe und von multinationalen Grossunternehmen zeigt, managt sich die Maschine mit ihren eigenen Kreaturen. Manager und Bürokraten sind A-Arbeiter; Polizisten, Beamte sind B-Arbeiter; und für die Dreckarbeit als Spitzel, Provokateure, ContraSöldner, Todesschwadronen, rekrutiert sie C-Arbeiter. Wir werden immer mit Verpuppungsformen von uns selbst konfrontiert. Wir üben die Macht der Maschine gegeneinander aus: das ist wahre Demokratie.

Das Gleiche gilt auf internationaler Ebene durch die Konfrontation der Blöcke. Die USA-Arbeiter sollen Angst vor den UdSSR-Arbeiter haben, die UdSSR-Arbeiter Angst vor den China-Arbeitern usw. Es geht um regionale Privilegien, doch das Resultat ist immer die Gesamtkontrolle durch die PAM. Dieses politische Blockspiel ist natürlich nicht von irgendeinem Gremium bewusst ferngesteuert, es spielt sich von selbst, es ist der Mechanismus der PAM, die vom isolierten Einzelarbeiter bis zum isolierten Einzelblock der gleichen Logik gehorcht.

Die PAM ist eine Maschine von sich gegenseitig unterdrückenden und fürchtenden Menschen. Wir alle garantieren ihr Funktionieren. Alle sind mit ihr auf ihre eigene Art unzufrieden, sogar die «privilegierten» A-Arbeiter. Warum akzeptieren wir ein Leben, das wir nicht wirklich mögen? Welches sind die Vorteile, die uns dazu bringen, immer wieder mitzumachen?
 
 

Drei Deals in Krise

Die Widersprüche, auf denen die Maschine beruht, gehen auch durch uns selbst, durch jeden Arbeiter, hindurch. Würde uns die Maschine einfach nur unterdrücken, würden wir schlecht arbeiten und wären die Überwachungskosten zu hoch. Darum wurde auch das Sklavensystem abgeschafft. Nein, wir sind keine Sklaven. Ohne die aktive Beteiligung der Arbeiter würde jeder Betrieb innert einer Viertelstunde zusammenbrechen. In Wahrheit ist es so, dass eine «Hälfte» von uns die Maschine bejaht, die andere Hälfte aber zugleich gegen sie rebelliert.

Die Maschine hat uns nämlich einiges zu bieten. Deshalb haben wir alle mit ihr, ob wir wollen oder nicht, einen Handel, einen Deal, abgeschlossen. Wir geben ihr einen Teil unserer Lebenszeit, aber nicht die ganze. Sie gibt uns dafür gewisse Güter und verschaR uns gewisse Genüsse, aber nicht genau die und nicht soviel, wie wir wollen. Der Deal ist also zugleich ein ständiger Kampf: die Maschine möchte immer mehr Arbeit von uns, wir immer mehr Güter von ihr. Jeder Arbeitertyp hat wiederum einen etwas anderen Deal und jeder Einzelne hat seinen SonderDeal, je nach Lohn und jeweiligem Arbeitsplatz. Da jeder meint, er komme etwas besser weg als der andere (es gibt ja immer einen, dem es schlechter geht), klammert sich jeder an seinen Deal und misstraut er grundsätzlich allen Veränderungen. So gewinnt die Maschine unsere Mitarbeit und entsteht eine innere Trägheit, die sie gegen brüske Reformen oder Revolutionen schützt.
Umgekehrt nährt die Hierarchie der Deals (A ist der beste, C der schlechteste) Aufstiegsillusionen und bindet alle Veränderungswünsche an die Maschine. Sie hat damit die Möglichkeit, Rebellionen zu brechen, indem sie die aktivsten Aufrührer mit einem Extra-Deal einkauft. Dieses Spiel funktioniert aber nur, solange die Maschine wirklich etwas zu bieten hat und solange die Hierarchie der Deals nicht zerbricht. Heute stellen wir fest, dass dieses Spiel in Krise gerät. Alle Deals, die die Maschine anzubieten hat, sind faul geworden. Das gilt vor allem auch für den A-Deal, den Konsum-Deal, der in eine Sackgasse geraten ist, weil die Lebensqualität sinkt, obwohl es einen Überfluss an Gütern gibt. A-, B- und C-Arbeiter haben in letzter Zeit je auf ihre Art gegen ihre Deals rebelliert. Nicht nur die «Armen», auch die «Reichen» sind unzufrieden. Fortschritt und Entwicklung sind unglaubwürdig geworden. Die Maschine ist daran, ihre Perspektive zu verlieren. Der Mechanismus der Spaltung und gegenseitigen Abstossung der Arbeiter wird brüchig. Die Abstossung richtet sich immer mehr gegen die Maschine selbst.

Der A-Deal: enttäuscht vom Konsum

Was ist der A-Deal?

Steaks, Hi-Fi-Stereo, Video, Windsurfen, Chivas Regal, Disco, Jazz, Nouvelle Cuisine, Tai-Chi, Alfa Romeo, Moet-Chandon, Kreta? Die lockere Neon-Zen-Kokain-Lebenskunst? Einfamilienhaus-Volvo-Kinder-Bernhardiner? Drogen-Selbstmord-Depression? Der A-Deal ist faul geworden (oder besser: spürbar fauler), obwohl es an der Menge und der Vielfalt der Konsumgüter nicht fehlt. Doch es brauchte eine gewisse Zeit, bis wir merkten, dass die Massenproduktion die Qualität der Güter einebnet. Sie haben ihre Faszination verloren und ihre «Neuheit» hat sich immer wieder als Schwindel entpuppt. Es gibt genug Fleisch, dafür schmeckt es nach nichts mehr. Das Gemüse ist wässrig, die Milch geschmacklos. Das Fernsehen erschöpft sich in öder Wiederholung, Autofahren ist längst kein Vergnügen mehr. Die komfortablen Neubauwohnungen befinden sich in langweiligen Schlafquartieren.

Zugleich werden die wirklich guten Dinge, die Natur, die Traditionen, Feste, kulturellen Eigenheiten, die lebendigen Quartiere und Dörfer, zerstört. Ehemals durchmischte Stadtkerne werden zu Shopping- und Sex-Zentren. Auf dem Land passiert nichts, in den Zentren zuviel. Spekulation, Rationalisierung, Sanierung, Zentralisierung, spüren jeden freien Quadratmeter und jede ungenutzte Minute auf, um sie dem Arbeits/KonsumKreislauf einzugliedern. Unsere alltägliche Bewegungsfreiheit verschwindet, dafür dürfen wir auf den vorgeschriebenen Routen immer weiter reisen. Die A-Arbeiter spüren immer mehr, dass auch der raffinierteste Konsum das Loch nicht füllen kann, das die Arbeit täglich in uns frisst. Es bleibt ein Defizit, das auch mit noch so viel Unterhaltungselektronik, exotischen Reisen, Meditation, Entspannungskursen, Drogen oder Gymnastik nicht ausgeglichen werden kann. Die Kompromittierung mit der Maschine zerstört unsere Beziehungen, macht uns passiv, zynisch, liebesunfähig, gleichgültig und oberflächlich. Der A-Deal ist vergiftet und rächt sich mit Depressionen, Süchten, Krebs, Allergien und Selbstzerstörung. Die «Glücklichen» an der Spitze der Fortschrittspyramide bringen sich um: wie soll man da die «Entwicklung» für die andern rechtfertigen?

Statt zufrieden über ihre Privilegien zu sein, fliehen A-Arbeiter aufs Land, suchen sie Zuflucht in autoritären Sekten, in orientalischen Kulten und alten Mysterien. Das wahre Leben ist immer «anderswo» - in einer «besseren Zukunft» oder im «erlösenden Nichts». Doch früher oder später holt die Maschine all ihre Flüchtlinge wieder ein und verwandelt gerade die Suche nach dem Sinn in ein neues Geschäft und eine neue Antriebskraft für sich selbst.

Der A-Deal ist nicht einfach Elend, sondern eine elende Form von Reichtum. Bis zu einem gewissen Grad kann dieser Reichtum sogar gegen die Maschine gewendet werden. Die A-Arbeiter haben Zugang zu allen technischen Möglichkeiten, Informationen, Plänen und kreativen Mitteln der Gegenwart. Sie können reisen, wohin sie wollen und sich zeitweise «frei» kaufen. Wenn es den A-Arbeitern gelingt, über ihren Deal hinaus zu sehen und Kontakte mit Cund B-Arbeitern aufzubauen, können diese Möglichkeiten für die Maschine gefährlich werden. Doch allein ist ihre Rebellion immer zwecklos, denn die Maschine lernt schnell.
 

Der B-Deal: frustriert vom Sozialismus

Der B-Deal ist der klassische Industrie-ArbeiterStaats-Deal. Wir nennen ihn «Sozialismus», weil er in seiner reinsten Form in sozialistischen und kommunistischen Ländern vorkommt. Doch der B-Deal betrifft uns alle, denn er ist ein Aspekt jeder fortgeschrittenen Industriegesellschaft, die ohne den Staat und Staatsgarantien nicht auskommen kann. Zudem gibt es in vielen privatkapitalistischen Ländern grosse «sozialistische» Sektoren (Staatsbetriebe in Schweden, England, Frankreich; Eisenbahnen, Post usw.).

Typisch für den B-Deal ist die zentrale Rolle des Staatsapparats. Angesichts der unsicheren Position des Arbeiters auf dem Arbeitsmarkt, den Bedrohungen durch Krisen, Krankheiten, Schicksalsschläge, war eine der ersten Forderungen der Arbeiterorganisationen die minimale Existenzgarantie durch den Staat. Da die privatkapitalistisch organisierte Maschine sich immer wieder als sehr pannenanfällig erwies und unfähig war, sich dort festzusetzen und zu entwickeln, wo sich nicht genügend privates Kapital angesammelt hatte, wurde der Staat bald zu einer Erscheinungsform der Maschine. Mit seiner Hilfe konnten die Arbeiter von sich aus eine zentralisierte Arbeitsmaschine aufbauen. Durch seine Vermittlung werden sie sozusagen ihre eigenen Arbeitgeber. Gerade durch seine anonyme, zentralisierte Struktur entzieht sich der Staat der Kontrolle durch die Arbeiter. Sein wirtschaftlicher Zweck macht ihn zu einer genauso wahnsinnigen Arbeits/Kriegs-Maschine wie die privatkapitalistische Variante. Die Herren des Zentrums werden hier von einer Partei oder sich selbst ergänzenden Bürokratie gestellt. Auch ein ursprünglicher Arbeiterstaat bedeutet nicht Gemeinsamkeit, sondern Vereinzelung, nicht Selbstbestimmung, sondern Massenmanipulation.

Der Einzelne steht ihm schliesslich wehrlos gegenüber, versehen mit «Garantien», die nur Papierfetzen sind und hinter denen keine gesellschaftliche Selbstorganisation steht. Die Sicherheit gibt er uns nur solange wir uns ihm fügen. (In diesem Zusammenhang geht es nicht um die Frage von Parteidiktatur oder Demokratie. Auch ein sozialistischer Staat könnte vollkommen demokratisch organisiert sein . Dass sie es heute nicht sind, ist geschichtlich, aber nicht aus ihrem Wesen heraus, bestimmt. Es gibt keinen Grund, warum nicht auch die Sowjetunion eines Tages demokratisch werden sollte. Jede Form des Staats ist eine Form der Diktatur der Maschine, denn es geht nicht um die Art der Legitimation und der Auslese der Führer, sondern um den Zweck.) Der Staat ist nur eine neue Erscheinungsform unserer Schwäche, genauso wie die anonyme Diktatur des «freien» Marktes. In Krisenzeiten werden ein paar Freunde auf jeden Fall viel mehr wert sein, als Sparbüchlein, Sozialversicherungsausweis oder Pensionsberechtigung.

In den sozialistischen Ländern, wo der B-Deal in seiner reineren Form existiert, herrscht daher das gleiche Arbeits-Lohn-Zwangssystem wie im Westen . Produktivität, Effektivität: die wirtschaftliche Logik bleibt genau gleich. So etwas wie ein «sozialistischer Lebensstil», für den es sich vielleicht lohnte, Opfer zu bringen, ist nirgends entstanden und auch gar nicht erwünscht. Es werden die gleichen Wertvorstellungen wie im Westen propagiert: moderne Industriegesellschaft, «westlicher» Konsumstandard, Auto, Fernsehen, eigene Wohnung, Kleinfamilie, Wochenendhäuschen, Original-Jeans usw. Im Unterschied zum echten A-Deal werden diese Ziele aber nur unvollkommen erreicht, weil das Produktivitätsniveau zu niedrig ist. Der B-Deal ist gerade darum besonders frustrierend, weil er als «Sozialismus» Konsumideale formuliert, die er nicht verwirklichen kann.

Wie jeder Deal ist auch der B-Deal das Resultat von Kämpfen und daher hat er durchaus auch seine positiven Seiten, ist er ein «echter Deal». Sein Produktivitätsniveau ist gerade darum so niedrig, weil die B-Arbeiter sich eine relativ weitgehende Kontrolle über Arbeitsgeschwindigkeit, Arbeitsdisziplin und Qualitätsanforderungen gesichert haben. Da das Risiko der Arbeitslosigkeit fehlt und Entlassungen schwierig sind, können sie es gemütlich nehmen.

Fabrikbelegschaften sind übermässig gross, Sabotage einfach, Krankfeiern und einkaufsbedingte Abwesenheit häufig; Alkoholismus, SchwarzmarktUnternehmungen und Schwarzarbeit sind verbreitet. B-Arbeiter werden auch sozusagen offiziell ermuntert, sich nicht zu überanstrengen, weil nicht genug Konsumgüter angeboten werden, um sie zu höheren Leistungen anzureizen. Disziplinkampagnen und Orden hingegen bilden Stoff für unzählige Witze. So schliesst sich der Kreis der Unterproduktivität und Verschwendung. Allgemeine Demoralisierung ist die Folge.

Der PAM kann der B-Deal nur recht sein, denn auch die sozialistischen Länder sind wohl oder übel in den Weltmarkt integriert. Die Unterproduktivität wirkt sich dort für sie verheerend aus: sie können ihre Produkte nur zu Dumping-Preisen verkaufen und die B-Deal-Länder werden so zu industriellen Kolonien (Billiglohnländern) der A-Deal-Regionen. Die wenigen brauchbaren Güter fliessen also erst noch in den Westen ab und zurück bleibt nur der Ramsch. Ein zusätzlicher Grund für die B-Arbeiter, sich betrogen zu fühlen und wütend zu werden.

Die jüngsten Ereignisse in Polen haben gezeigt, dass die meisten B-Arbeiter den sozialistischen Deal ablehnen. Verständlicherweise herrschen bei ihnen grosse Illusionen über die Möglichkeit, die Konsumgesellschaft, den A-Deal, erreichen zu können. (Lech Walesa war z.B. vom japanischen Modell fasziniert.) Doch die Vorteile des B-Deals lassen sich nicht mit jenen des A-Deals kombinieren. Die Ersten, die sich gegen die «westlichen» Arbeitsbedingungen wehren würden, wären die B-Arbeiter selbst. So merken auch viele B-Arbeiter (z.B. in der DDR), dass die westliche Konsumgesellschaft nur eine neue Falle ist und kein echter Ausweg. Die westlichen und die sozialistischen Illusionen sind daran sich aufzulösen. Es geht nicht mehr um Kapitalismus oder Sozialismus, sondern um die Arbeitsmaschine als solche. Sicher wird es eine neue «Solidarität» brauchen, nicht um die sozialistisch/katholische Konsumkleinfamilie zu verwirklichen, sondern um persönliche Beziehungen unter ländlichen und städtischen Produzenten/Konsumenten herzustellen um von Grossindustrie und Versorgungsstaat wegzukommen. Diese Solidarität muss aber über die sozialistischen Länder hinaus reichen, denn allein können die B-Arbeiter ihrem Teufelskreis nicht entkommen.
 

Der C-Deal: genug von der Entwicklung des Elends

Der C-Deal ist darum der elendeste Deal der PAM, weil er ein Resultat des Zusammenpralls der ausgewachsenen Maschine mit den «anderen» Geschichten ist. In den C-Ländern (Dritte Welt) ist die Maschine daran, traditionelle Gesellschaften und Kulturen zu zerstören, nicht-wirtschaftliche Lebensformen auszurotten, um freie Arbeitskräfte herauszulösen. Dieses Eindringen der Geldwirtschaft zerstört die alten Lebensgrundlagen schneller, als es neue zu schaffen vermag. Aus der Armut wird das Elend.

Je nach Situation geschieht diese Entwicklung kolonialistisch, «unabhängig» (Management durch einheimische Eliten und Bürokratien), sozialistisch (Staatskapital), privatkapitalistisch oder gemischt. Der Ablauf ist immer der selbe: Verlust der eigenen Nahrungsquellen (Exportkulturen ersetzen Selbstversorgungslandwirtschaft), Erpressung auf dem Weltmarkt der A-Länder (terms of trade, Produktivitätsunterschiede, Kreditfalle), Ausblutung, Verelendung, verstärkte Repression, Bürgerkriege rivalisierender Cliquen, Einmischung der Grossmächte, Militärdiktatur, Folter, Massaker, Deporationen, Hungersnöte ...

Der C-Deal ist ein schwacher Deal, die C-Arbeiter haben eine schwache Position und darum ist Gewalt ein lohnendes Mittel der Kontrolle. Genauso wie die ersten Fabrikarbeiter mit Gewalt von der Strasse geholt wurden, werden heute die C-Länder mit Gewalt zu stabilen Zahnrädchen der PAM geformt. Die herrschenden Eliten haben den Auftrag, funktionsfähige Zentralstaaten aufzubauen und mit stammesbezogenen, traditionalistischen, autonomistischen oder «reaktionären» Widerständen aufzuräumen. Sie sollen aus den unsinnigen Territorien, die sie von den Kolonialmächten übernommen haben, Nationalstaaten bilden. Für diese «Bereinigungen» sterben heute Millionen und werden andere Millionen als Flüchtlinge vertrieben.

Die Maschine hat begriffen, dass die nationale Unabhängigkeit ein weit besseres Mittel ist, sich durchzusetzen als die alte Kolonialverwaltung. Nur unter der Maske einheimischer, von der Maschine ausgebildeter Eliten, konnten die traditionellen Strukturen wirkungsvoll zerschlagen werden. Nur so konnten die C-Arbeiter getäuscht werden, weil sie meinten, die Entwicklung geschehe in ihrem Namen und für sie. Auch die sozialistischen Abkopplungsstrategien dienen nur dazu, C-Länder für einen umso profitableren «Wiedereintritt» in den ausbeuterischen Weltmarkt vorzubereiten. (Was dabei vor allem «abgekoppelt» wird, sind die Kontakte der Carbeiter mit Arbeitern und Erfahrungen in anderen Weltgegenden. So können sie in Ruhe und völlig schutzlos «modernisiert» werden - Lager, Gulags, Massengräber werden dann erst von den Historikern entdeckt.)

Die C-Arbeiter befinden sich in einer entnervenden, «unmöglichen» Lage: sie geben das Alte (Familie, Dorf, Stamm) auf, bekommen aber vom Neuen keine ausreichenden Mittel. Auf die Geldwirtschaft können sie sich nicht verlassen und fallen daher immer wieder auf die Familie zurück, die aber gerade wegen ihres Weggehens völlig geschwächt ist. Der Staat vermag keine sozialen Garantien zu gewähren, zieht aber doch Steuern ein und ruiniert mit Mammutprojekten die Lebensgrundlagen. Die C-Arbeiter fliehen in die Städte und enden dort in den Slums. Sie hören von neuen Konsumgütern, vom A- und Bdeal, und können sie doch nicht bekommen. In die Dörfer können sie nicht zurück, weil dort die Selbstversorgungswirtschaft zerfallen ist und die traditionelle Kultur verschwunden, sodass sie keine Alternative zur propagierten Konsumkultur mehr darstellt. Die Leistung der C-Arbeiter mag niedrig sein, doch sind sie trotzdem profitabel, da die Familie (die Frauen) sie gratis herstellen und sie jederzeit weggeschickt werden können. Sie verursachen keine «Nebenkosten» wie die B- und A-Arbeiter.

Die C-Arbeiter stehen sozusagen im Nichts. Das ist auch ein relativer Vorteil des C-Deals: Bindungen an Arbeitgeber und den Staat sind nur locker, es gibt keine Abhängigkeiten durch langfristige Garantien, jede sich bietende Gelegenheit kann sofort ausgenützt werden. Es gibt noch Reste der alten Jäger- und Sammler-Freiheit. Die Möglichkeiten, sich in Familien und Dörfer zurückzuziehen sind trotz deren Zerfall immer noch besser als in A- oder B-Ländern. C-Arbeiter können sich der Maschine leichter entziehen und sie leichter sabotieren, trotz des hohen Repressionsrisikos. Veränderungen sind mit weniger Schwierigkeiten verbunden als bei den A- und B-Arbeitern. Sogar die Rückkehr zu einer nicht-wirtschaftlichen Lebensweise ist leichter möglich. Die gleiche Freiheit ist aber auch der Zwang, sich Tag für Tag durchzuwursteln und nie zu wissen, woher die nächste Mahlzeit kommt. Kriminelle Banden, Contra-Guerillas, politische Cliquen können dies ausnützen und billige Söldner, Schieber und Provokateure rekrutieren. Aber auch der Spielraum für gewaltsame Aktionen der C-Arbeiter selbst ist grösser...

Auch für die C-Arbeiter wird die westliche Konsumgesellschaft trotz allgegenwärtiger Propaganda zu einem durchschaubaren Trugbild. Bestenfalls kommt sie für die herrschenden Cliquen als Belohnung für ihre Dienste für die PAM in Frage. Die C-Arbeiter weigern sich immer deutlicher, den «vorgeschriebenen Entwicklungsweg» vom C- zum B- und zum A-Deal zurücklegen und unterwegs zu verhungern. Die PAM braucht den C-Deal und wird ihn als solchen erhalten. (Und sei es nur, um die A- und Barbeiter einzuschüchtern. Der C-Deal ist als «neue Armut» auchbei uns im Vormarsch.) Trotz aller Faszination durch Kosumgüter ist es ihnen nicht verborgen geblieben, dass auch die A-Arbeiter ihr eigenes Elend erleiden. Jeder Deal hat sein eigenes Elend und seine eigenen Gründe, gege die Maschine zu rebellieren. Doch nur zusammen werden sie es schaffen. Die C-Arbeiter können also nicht in ihre Dörfer zurückkehren, bevor nicht auch die A- und B-Arbeiter ihre «Dörfer» wieder entdeckt und neu belebt haben, sonst sind sie die doppelt Betrogenen.
 

Der Bankrott der Realpolitik

Die Geschichte der Maschine ist die Geschichte der Rebellionen, die sie niedergeschlagen, aufgefangen oder für sich selbst ausgenützt hat. Sie gleicht darin einem Jud o -Kämpfer, der die Angriffskraft seines Gegners für sich selbst einsetzt. Diesen Umgang der Maschine mit dem Widerstand nennen wir Politik oder Realpolitik. Es geht dabei um Prozesse, wie einzelne Deals neu definiert werden können, wie sie neu über die Weltgebiete verteilt werden usw. Es geht um die Modalitäten der Kontrolle durch die PAM. Es geht aber nie darum, die PAM zu zerbechen, das wäre nicht mehr «real». Die Realität ist zum vorneherein jene der Maschine.

Die Aufgabe der Reform-Realpolitiker besteht darin, Widerstände zu erkennen, sie zu formulieren, sie in die «Maschinensprache» zu übersetzen, sich an die Spitze von rebellischen Bewegungen zu stellen und sie in «konstruktive» Beiträge zur Weiterentwicklung der Maschine umzusetzen. Die Maschine besitzt zu diesem Zweck einen politischen Apparat, ein System von Verhandlungsorganen, das Vertretungsprinzip, also Parteien, Parlamente, Medien, Wahlen, Abstimmungen. All das bewegt sich im Rahmen des Mechanismus der Maschine: zentrale Entscheidung, lokale Ausführung, Anonymität, individuelle Isolation usw. Eine gute Realpolitik ist jene, bei der sich das vereinzelte Individuum verstanden und vertreten fühlt. Mit immer wieder neuen Vorschlägen, Utopien, Reformideen, soll es an diese Politik gebunden werden und «inzwischen» seine Energie für die Maschine verausgaben. Und dann ist das Leben plötzlich vorbei und die Maschine ist noch raffinierter, bedrückender und stärker geworden.

Die Realpolitiker schlagen uns vor, die Mechanismen der Maschine auszunützen, um sie menschlicher, lebensfreundlicher und friedlicher zu machen. Gerade Elend, Frustration und Enttäuschung sollen Triebfedern für das Engagement in der Reformpolitik werden. Die besten Vorschläge unserer realpolitischen Freunde tönen gar nicht so schlecht
 

usw.

Solche Reformvorschläge und andere mehr machen ungefähr das offizielle oder inoffizielle Programm der neuen grün-bunt-alternativ-sozial-pazifistischen Bewegungen und Parteien aus. Es handelt sich dabei um staatliche Massnahmen gegen den von allen verspürten Zerfall der Lebensqualität. Die Maschine soll so mit einer Neueinstellung auf die Rebellionen gegen Atomkraftwerke, Naturzerstörung und die Unwirtlichkeit der Städte reagieren. Solche Reformen sprengen den Rahmen der Maschine nicht, mögen sie noch so utopisch erscheinen. Sie bereiten vielmehr einen neuen, ökologisch/mikroelektronischen Entwicklungsschub vor, einen A-Deal. Man kann uns in 20 Stunden genauso kaputt machen wie vorher in 40. Der «autonome» Sektor würde lediglich eine Ergänzung des weiter bestehenden heteronomen, grosstechnischen Hauptsektors. Er wäre höchstens ein Niedriglohngebiet, ein C-Deal, innerhalb der A-Regionen und würde der Reparatur und Erholung derjenigen dienen, die vom A-Deal ausgepresst worden sind. Die Abhängigkeit vom Staatsapparat würde nur noch zunehmen. Die Realpolitik mag zwar «real» sein, aber sie führt letztlich nur im Kreis herum.

Die sozialistische Reformpolitik hat schon überall in der Sackgasse geendet und ihre grün-alternative Variante ist auf dem besten Weg dorthin. Das Scheitern der sozialistischen Parteien ist deutlich bis zum Überdruss. Kaum gelangen sie an die «Macht» (z.B. Frankreich, Spanien, Griechenland, Portugal, Bolivien usw.) verwickeln sie sich im Gestrüpp der «wirtschaftlichen Sachzwänge» und es bleibt ihnen nichts anderes übrig, als die Spar- und Rationalisierungsprogramme der Rechten gegen die Arbeiter durchzusetzen. Statt Giscard schickt Mitterrand die Polizei gegen demonstrierende Arbeiter; gewechselt hat nur die Etikette, nicht der Inhalt. Letztlich ist die Linke nur die bessere Polizei im Dienste der «Gesundung der Wirtschaft». Und auch die «neuen sozialen Bewegungen» und ihre Vertreter müssen beweisen, dass ihre Politik mehr Arbeitsplätze schafft, Investitionen auslöst, die Produktivität verbesserte - also der Erneuerung der Maschine dient. Die Realpolitiker verrichten gratis die Hausaufgaben der ArbeitsMaschine.

Nach jeder reformpolitischen Runde wird die Resignation und Apathie tiefer und wird es schwieriger, uns für einen neuen Anlauf zu gewinnen. Nicht nur erreicht diese Politik nichts, sie raubt uns auch noch unsere Energien und zerstört die Widerstands-Bewegungen. Die Arbeits-Maschine ist planetar und jede nationale Reformpolitik kann ihr nichts anhaben und vertieft höchstens die internationalen Spaltungen. Sie ist ein Teil des Spiels der PAM.

Der Bankrott der reformistischen Realpolitik zeigt sich heute darin, dass die zynischsten Vertreter der Wirtschaftslogik den linken Reformern vorgezogen werden. Die enttäuschten A-Arbeiter wählen lieber die dümmsten neokonservativen Maschinenfunktionäre vom Typ Reagans, Kohls oder Thatchers. Von ihnen erwarten man sich nicht einmal die Lösung der drigendsten Probleme wie: Arbeitslosigkeit, neue Armut, Umweltzerstörung, Rüstungswettlauf oder Hunger. Sie werden nicht gewählt, um Probleme zu lösen, sondern um uns in «Ruhe» zu lassen. Wenn wir schon die Maschine erdulden müssen, dann lieber richtig. Warum nicht noch wenigstens ein paar Jahre lang die positiven Seiten des jeweiligen nationalen oder persönlichen Deals geniessen, statt sich um eine Zukunft zu sorgen, die man doch nicht bestimmen kann? Mit Reagan oder Kohl braucht keiner an die Maschine zu glauben und sich für ihre Verbesserung einzusetzen. Mit ihnen zusammen kann man tapfer lächeln und die Zweifel vergessen. Die Arbeits-Maschine verträgt ohnehin jetzt gerade Zweifel schlecht und mit den Rechtspolitikern bequemt sie sich vielleicht noch einmal zu einem kleinen «Aufschwung» in der allgemeinen Talfahrt. Das ist nicht viel, aber immer noch mehr als die Linken zu bieten haben. Und man kann sich Aufregung und Gewissensbisse sparen.
 

Die Schattenwirklichkeit

Die Arbeits-Maschine hat die Welt für ihre Zwecke umgestaltet, sie hat uns selbst kolonisiert, bestimmt unsere Wünsche und raubt uns sogar mit der Realpolitik unseren Widerstand. Was bleibt uns noch? Warum sind wir nicht zufrieden? Was haben wir ihr an Eigenheiten noch entgegenzusetzen? Sind wir schon ein Teil von ihr geworden und werden wir ohne Bedauern mit ihr zusammen untergehen? Welchen Reichtum verteidigen wir gegen die Maschine und welche Reichtümer wollen wir durch ihre Demontage erwerben?

Die Entwicklung der Maschine ist die Geschichte der Zerstörung von Reichtum. Schon früh nahm sie uns die Zeit. Dann die Bewegungsfreiheit. Sie unterdrückte die Vielfalt der möglichen Geschichten und erzwang eine Weltgeschichte. Die Schrift zerstörte die mündlichen Epen, die zehntausende von Versen umfassten. (Es ist eine Lüge zu behaupten, die Schrift sei nötig wegen unseres beschränktes Gedächtnisses - wir haben es wegen ihr verloren.) Die Schamanen waren nutzlose Psychopathen. Sprachliche Vielfalt ist eine Hemmnis für die «Kommunikation». (In Wahrheit für die Befehlserteilung.) Die Maschine hat verdrängt, was wir waren, leugnet, was wir sind und will verhindern, was wir werden könnten. Ihr wichtigster Trumpf gegenüber uns ist unsere Hoffnung, die anderen Geschichten, die Schattenwirklichkeit, noch einmal realisieren zu können. Sonst hätten wir uns alle schon umgebracht.

Die einzige Chance, die wir gegen die Maschine haben, besteht darin, unsere Wünsche und Phantasien zu entdecken und auf ihnen zu beharren. Wir können sie entdecken in jenen «unausgefüllten» Augenblicken, wo die Maschine uns nicht im Griff hat, dann, wenn uns Ekel, Überdruss, Leere, befallen. Wir finden sie in dem, was die Maschine verdrängt und vernichtet hat. Wir können sie aus der Maschine selbst, im Negativ und verzerrt, herauslesen. Was die Maschine zerstört hat, hinterlässt Spuren in ihr. Es gibt eine zweite Wirklichkeit, genauso real wie die erste, die unsere Träume und Sehnsüchte enthält.

Die Maschine hat eine «Kultur» und ihr Zweck besteht gerade darin, diese zweite Wirklichkeit einzudämmen und abzutöten. Sie wird in Pakete abgefüllt und als Romane, Filme, Schallplatten, Kassetten verteilt und verkauft. Roman und Leben dürfen sich nicht vermischen. Romantiker und Realisten haben verteilte Rollen. Wir werden überschwemmt mit Utopien, Träumen, andern Welten, Abenteuern, seltsamen Zivilisationen, exotischen Riten, mit allem Denkbaren und Vorstellbaren. Jeder Versuch, selbst Wünsche zu formulieren, ist dem gegenüber lächerlich und überflüssig. Die Kultur der Maschine ist so kreativ, radikal, phantasievoll und vielfältig, wie wir es nur wünschen können. Wichtig ist die Wand, die sie vom Maschinen-Alltag trennt. Und die Vielfalt ist beliebig, anonym, gehört keinem und allen. Die Traumindustrie der Maschine läuft sich tot und betäubt uns.

Unsere Wünsche werden nicht nur verdrängt und eingesperrt, sie werden auch auf vielfache Weise zensiert: religiös, moralisch, wissenschaftlich. Ein häufiger moralischer Vorwurf ist jener des Egoismus. Reformpolitiker reden uns immer wieder ein, dass wir nicht einfach an uns denken dürfen, sondern für unsere Kinder eine bessere Welt schaffen müssten. Mit diesem Argument kann jede Art von Verzicht, Einschränkung und Unterwerfung gerechtfertigt werden. Wir sollen nicht an die Gegenwart denken, hart arbeiten, damit die Verhältnisse in 20 oder 30 Jahren besser sind. Das ist eine seltsame Logik. Sind es nicht gerade die Opfer unserer Elterngeneration, ihre harte Arbeit in den 50er und 60er Jahren, die uns das heutige Schlamassel beschert haben? Wir sind ja gerade jene Kinder, für die solche Opfer gebracht wurden. Zwei Kriege, Krise, Faschismus, Atombombe: das haben unsere Eltern «auf sich genommen». Hätten sie es doch bleiben lassen, wären sie doch egoistischer gewesen! Verzicht bringt nie eine Lösung, sondern führt nur wieder zu neuem Verzicht. Er endet in Verbitterung und zementiert den Kreislauf des Elends. Die «Kinder» werden so als Vorwand benutzt, unsere eigenen Probleme vor uns herzuschieben. Doch sicher: wenn es uns gelingt, die Maschine für uns zu demontieren, dann tun wir das auch «für» sie.

Ähnliches gilt in Bezug auf die Dritte Welt. Millionen Menschen verhungern, während wir verwöhnten Wirtschaftswunderkinder neue Wunschlisten aufstellen. Wie gerne hätten sie unsere Sorgen! Haben wir überhaupt ein Recht auf Wünsche, wo wir doch Komplizen der Ausbeutung der Dritten Welt sind? Sollten wir nicht zuerst unsere Schuld abtragen? Einige von uns sterben allerdings an Drogen, verüben Selbstmord oder werden psychisch krank. Zählt unser Elend nicht? Wie kann man messen, welches Elend grösser ist? Und vor allem: nützt unsere moralische Zerknirschung den Unterdrückten und Armen? Nein, gerade wenn wir nur handeln, weil es andern schlechter geht oder um das «Schlimmste» zu verhüten, werden wir das Schlimmste immer wieder herbeiführen. Wir werden immer nur auf den Druck der Maschine reagieren und ihren Initiativen ausgeliefert sein. Es ist nicht möglich, «zuerst» den C-Deal zu zerbrechen, weil er der «Schlimmste» ist und «nachher» die andern Deals anzugreifen. Entweder zerbrechen wir zusammen das ganze Spiel der Deals oder alle werden bestehen bleiben. Wenn wir nicht zu unserem A-Elend stehen und unsere Wünsche gegen die Maschine mobilisieren, dann stärken wir die Maschine und am meisten leiden darunter die C-Arbeiter.

Nachdem Kultur, Moral und Schuldgefühle nicht mehr genügen, um unsere Wünsche zu unterdrücken, hat die Maschine zu ihrem letzten Trick Zuflucht genommen: zur Erpressung mit der Apokalypse, dem atomaren Weltkrieg. Sie sagt uns: entweder ihr spurt oder ich begehe Selbstmord. Wenn Euch das Spiel nicht passt, sprenge ich Euch mit mir zusammen in die Luft. Die Maschine hat tatsächlich ausser ihrem Fortbestehen keinen Sinn zu verlieren. Es fällt ihr leicht, sich umzubringen. Und so funktioniert die Erpressung mit dem Atomkrieg. Weltuntergangspropheten flehen uns an, Alltagsprobleme zu vergessen, unsere Wünsche zu unterdrücken, denn die Menschheit als ganze stehe auf dem Spiel, die Art Homo Sapiens, die Natur usw. Der Friede wird ein Argument der Unterwerfung. Wir tun allerdings nichts gegen die apokalyptische Erpressung, wenn wir dagegen protestieren. Eher haben wir eine Chance, wenn wir der Maschine beweisen können, dass sich diese Erpressung nicht lohnt und dass wir nicht bereit sind, darauf einzugehen.

Was wir auch tun, die Tatsache bleibt bestehen, dass die Maschine sich und uns auslöschen kann. Die Flucht nach vorn ist tatsächlich dort angelangt, wo sie logischerweise enden musste: beim Tod. Die Maschine ist an einer Grenze angelangt und stellt uns die Frage: alles oder nichts? Eine Frage, auf die sie von uns keine Antwort bekommen wird. Das «Nichts» braucht uns durchaus nicht zu erschrecken. Wir sind mit dem Tod konfrontiert, ob es die Maschine nun gibt oder nicht. Und er wird dadurch nicht schrecklicher, dass ihn alle im gleichen Augenblick erleben, denn jeder stirbt für sich und nur ein Mal. Das «Nichts» ist heute eine Lebensweise unter anderen. Sie hat ihre eigene Philosophie (Nihilismus, Schopenhauer, Cioran, Buddhismus), ihre Mode (schwarz, karg), ihre Musik, ihre Treffpunkte, Filme usw. Wir können auch für die Apokalypse sein. Es gibt gute Argumente für Pessimisten, Zyniker, Nihilisten. Sie sind die eigentlich Grosszügigen, Freien und Glücklichen, weil sie den Lebenszwang hinter sich gelassen haben. Das Leben ist ohne den Tod nicht auszuhalten, die Welt ohne Weltuntergang ein Alptraum. Alles muss ein Ende haben und die Zeit läuft einmal aus. Doch solange wir da sind, ist das kein Grund, die Erpressung der Maschine anzunehmen.
 

Substruktion

Wie kann sich die Schattenwirklichkeit gegen die Maschine durchsetzen? Wie können wir die Maschine lähmen, demontieren und gleichzeitig eine neue Wirklichkeit schaffen? Wie müssen Kämpfe beschaffen sein, die nicht einfach wieder zu Antriebskräften der Maschine selbst werden? Ihren negativen Aspekt können wir als Subversion bezeichnen. Das bedeutet, dass wir die Maschine von innen heraus zerstören. Subversion allein fällt jedoch immer wieder in sich zusammen, wenn nicht zugleich die neuen Lebensformen praktisch entwickelt werden. Der Raum, den die Subversion schafft, muss von unseren Konstruktionen sofort besetzt werden. Zerstörung und Kreativität müssen im selben Prozess vereinigt werden, den wir Substruktion nennen können. Wo die Wirklichkeit der Maschine zerbricht, muss die Schattenwirklichkeit durchschlüpfen.

Was die Subversion betrifft, so können wir aus den reichen Erfahrungen der Kämpfe gegen die Maschine schöpfen. Jede Funktion, jeder Arbeitertyp, jeder Weltteil, hat besondere Subversionsformen. Ein planetares Subversions-Menu sähe dann etwa so aus:

A.) Dysinformation:
Sabotage (Hardware oder Programme), Maschinenzeitdiebstahl (Spiele, eigene Interessen), absichtliche Fehlplanung, Konstruktionsfehler, Indiskretionen (z.B. Ellsberg, der den Watergate-Skandal auslöste), Absprünge (Wissenschaftler, Beamte, Manager), Verrat, Verweigerung der Selektion oder Überwachung (Lehrer, Offiziere), Missmanagement, ideologische Dissidenz, Fälschungen usw. Die unmittelbare Wirkung kann Sekunden oder Jahre betragen.

B.) Dysproduktion:
Leistungszurückhaltung, Qualitätssabotage, Maschinensabotage, Krankfeiern, Diebstahl von Material oder Werkzeugen, Benutzung von Anlagen für eigene Zwecke, Streiks, Arbeitsplatzwechsel, Betriebsversammlungen, Besetzungen, Arbeit nach Vorschrift (z.B. die polnischen Arbeiter und ihre «Schildkrötenstreiks»). Unmittelbare Wirkung: Wochen, Monate.

C.) Ehestreitigkeiten, Scheidungen, Flucht, Gewaltakte, Krawalle, Plünderungen, Strassenblockaden, Haus- und Landbesetzungen, Brandstiftungen, Gebärstreik (oder Abtreibungen), Guerillaaktionen usw. (z.B. Sao Paolo Miami, Soweto, El Salvador, Amsterdam/Berlin/Zürich/Brixton) Wirkung kurzfristig: Stunden, Tage (pro «Vorkommnis»).

All diese Aktionsformen umfassen destruktive und konstruktive Elemente. A-Sabotage kann ein Programm zerstören; gestohlene Computer oder Programme können wir vielleicht für uns selber konstruktiv benützen. In besetzten Fabriken können gratis Produkte hergestellt werden. Brandstiftungen richten Schaden an, während Plünderungen der Versorgung dienen.

Natürlich haben alle oben aufgezählten Aktionen langfristige Auswirkungen, die über die unmittelbare Dauer ihres Einwirkens hinaus gehen. Jede dieser Subversionsformen kann der Maschine schaden und sie vielleicht vorübergehend erschüttern. Doch jeder Subversionstyp kann neutralisiert werden, wenn die anderen beiden Funktionen weiter bestehen. Ihre Wirkungsweise ist je verschieden, nach Ort und Zeitdauer. Wenn z.B. die Produktion weiter funktioniert, können Schäden, die durch Dysruption entstanden sind, sofort wieder behoben werden. Die Bautrupps rollen an und räumen auf, Scheiben werden ersetzt, Elektrizitätsmasten wieder aufgerichtet, neue Autos produziert. Die Maschine hat sich gegen Dysruption mit Versicherungen, Polizei usw. abgesichert. Umgekehrt sind Streiks schnell niedergeschlagen, wenn keine Strassenblockaden die Streikbrecher oder Polizisten am Anrücken hindern.

Ein A-Dissidenter kann noch so viele Programme klauen, es nützt ihm nichts, wenn nicht jemand sie für konkrete Dysruption oder Dysproduktion benützt. Isolierte Subversionsaktionen sind nicht nur machtlos, die Maschine kann solche Kämpfe geradezu gegeneinander ausspielen, indem sie versucht, sie nach Ort und Zeit zu staffeln. Die B-Arbeiter, die gerade einen Streik mit mässigem Erfolg abgeschlossen haben, fluchen dann z.B. über arbeitslose C-Randalierer, die sie mit einer Strassenblockade daran hindern, wieder pünktlich zur Arbeit zu kommen. Den C-Randalierern geht es vielleicht darum, gegen den Pendlerverkehr zu demonstrieren, der das Leben in ihrem Quartier kaputt macht. Die B-Arbeiter wohnen aber ausserhalb. Oder eine Rüstungsfirma macht Konkurs und muss Arbeiter entlassen, weil A-Arbeiter absichtlich Fehler in die Steuerungsprogramme eingebaut haben. Die Entlassenen demonstrieren dann für ihre Arbeitsplätze ... usw. usf. Die Maschine lässt die Einzelkämpfe der drei Sektoren ins Leere laufen, indem sie richtig dosiert Konzessionen macht oder «überraschend» hart bleibt.

Die partiellen Rebellionen sind das Kontrollmittel und Fieberthermometer der Maschine. Sie zwingen die einzelnen Maschinenfunktionäre zu Phantasie und Dynamik. Sie geben wertvolle Aufschlüsse über Schwachstellen der Maschine, über die Stimmung der Arbeiter und helfen der Maschine, ihren Mechanismus neu einzustellen. Nötigenfalls provoziert sie sogar Konflikte, um herauszufinden, wo sie ihre Kontrolle verbessern muss. Obwohl die Maschinenpolitiker «Ruhe und Ordnung» propagieren, brauchen sie in Wahrheit den permanenten, kontrollierten Konflikt, um ihre Herrschaft zu erhalten.
 

Dysko

Dysinformation, Dysproduktion und Dysruption müssen kombiniert und multipliziert werden, damit eine für die Maschine kritische oder tödliche Situation entstehen kann. Die Trennung zwischen den drei Funktionen und den jeweiligen Arbeitern muss überwunden werden, damit eine solche Gegen-Konjunktur zustande kommt. Es muss also eine Kommunikation hergestellt werden, die nicht im Sinn des Bauplans der Maschine ist, Dyskommunikation. Das Endspiel gegen die Maschine heisst also: ABC-Dysko.

Das Problem der Dyskommunikation ist selbstverständlich keine neue Entdeckung - es hat die Arbeitergeschichte seit langem beschäftigt. Klasseneinheit, Solidarität, Volksfront, Einheitsprogramm, Einheitspartei - so lauten etwa die historischen Lösungen. Diese Volksfrontpolitik ist heute aber nicht mehr möglich. Sie vermag es nicht, eine wirkliche Dyskommunikation herzustellen, weil sie «von aussen» kommt und immer bei einem Minimalprogramm endet, das in Reform-Realpolitik versandet. Parteien sind sehr verletzliche Gebilde, die leicht der Kontrolle entgleiten und schliesslich zu Statthaltern der Maschine werden. Parteien bringen die Beteiligten nicht wirklich zusammen und verändern sie dabei nicht. Sie bilden nur das zentralistisch/anonyme Muster der Maschine ab. Ähnliches gilt auch für jene Guerillabewegungen, die nichts mehr sind als bewaffnete Parteien. (Das bedeutet nicht, dass sich bewaffneter Kampf und Dyskommunikation ausschliessen - entscheidend ist jedoch die Dysko und nicht die Form der Subversion. Die «höchste» Kampfform ist die jeweils angepasste.)

Wo können echte ABC-Knoten entstehen? Kaum dort, wo die Arbeiter sich in ihren Maschinen-Funktionen gegenüber treten, also am Arbeitsplatz, im Supermarkt, im Haushalt. Die Betriebsorganisation beruht auf Spaltung und die Gewerkschaften spiegeln diese mit ihrer Branchen- und Berufseinteilung auch nur wieder ab. Einheitsgewerkschaften wiederum stellen einen minimalen Zusammenhang nur indirekt und zentralistisch her und verfallen der Parteilogik. Die Funktionäre, nicht aber die Mitglieder, treffen zusammen. Die wirtschaftlichen Interessen sind eine zweischneidige Motivation zur Organisation: sie sind von der Maschine so definiert, dass sie genauso spalten wie vereinigen. Der Betrieb sperrt die Arbeiter ein, isoliert sie und der Geräuschpegel (akustisch, sprachlich, kulturell) ist äusserst hoch. ABC-Dyskos können heute kaum mehr im direkt wirtschaftlichen Kernbereich der Maschine entstehen. Die alten Arbeiterkämpfe haben der Maschine zuviele gute Lektionen darüber erteilt, wie man Solidarität am Arbeitsplatz verhindert. Sie kann vielleicht wieder entstehen, aber nur über einen «Umweg».

Es gibt Lebensbereiche - für die Maschine Randbereiche - wo die ABC-Dysko leichter entstehen kann. Nicht alles lässt sich von der Maschine ganz reduzieren und in Waren verwandeln: Religion, Sprache, Natur, Sexualität, Gefühle, Spleens, Flipps, mystische und irrationale Erfahrungen. Die rationale, digitale Kultur der Maschine kennt ihre Unzulänglichkeit in diesen Bereichen. Natürlich versucht sie, sie in den Griff zu bekommen, da sie festgestellt hat, dass sie wider Erwarten nicht einfach ausgerottet werden können. Religion wird zum Sektenbusiness, Naturschutz zum Geschäft der Öko-Industrie, Erotik zum Sex-Geschäft, Flipps zur Mode; für Gefühle gibts Psycho-Institute. «Irrationale» Bedürfnisse sind heute Material für eine Wachstumsbranche - doch die Maschine ist dort am «weichsten» und verletzlichsten, wo sie wächst. Die Reduktion zur Ware gelingt hier erst unvollständig und viele merken den plumpen Betrug. Ethnische und regionale Befreiungsbewegungen, Umweltschutzbewegungen, autonome Gesundheitsprojekte, neue Bewegungen in den Kirchen, homosexuelle Subkulturen, gegenkulturelle Strömungen, beruhen wohl auf diesem Unvermögen der Maschine. All diese Bewegungen haben kein wirtschaftliches Programm, sondern sie beruhen auf Identitäten (neu belebten oder neu geschaffenen), die jenseits der Wirtschaftslogik liegen. Und gerade im Rahmen solcher Bewegungen haben sich ABC-Knoten bilden können. Warum wurden heute die schon tot geglaubten Kirchen plötzlich zu Orten des Widerstands? Nicht weil die Leute wieder «religiös» werden, sondern weil es dort die Möglichkeit zu Begegnungen über die Funktionsgrenzen hinweg gibt. Intellektuelle, Arbeiter und Hausfrauen treffen sich so.

Als Schwule kommen Offiziere, Chauffeure und Verkäufer zusammen. Als Indianer vereinigen sich Rechtsanwälte, Bergarbeiter und Kindergärtnerinnen. Arbeitslose, Beamte und Künstler können sich in einer Initiative gegen eine verkehrsreiche Strasse zum ersten Mal begegnen. Der substruktive Schwung solcher Bewegungen beruht auf diesen ABC-Begegnungen. Das erste, was die Maschine (bzw. ihre Politiker) daher versuchen, ist, diese Begegnungen durch Delegation abzublocken oder die einzelnen Komponenten gegeneinander aufzubringen. (Im Stile von: die und jene nützen Euch aus.) Das Begegnungsprinzip steht dem Abstimmungs- und Wahlprinzip diametral gegenüber. Beim ersten zählt der lebendige, persönliche Austausch, beim zweiten nur eine anonyme Aneinanderreihung gleichwertiger, monotoner Stimmen. (Ist denn jedes Ja oder Nein gleich ernst gemeint?) Wenn diese Scheinrealität sich durchsetzen konnte, zerfielen die Bewegungen rasch. Am Schluss bleiben noch einige A-Typen, die die historischen Leichen verwerten.

Die erwähnten «neuen» sozialen Bewegungen haben allerdings nur oberflächliche und kurzfristige ABC-Knoten zustand gebracht und mehr das Bedürfnis nach solchen ausgedrückt. Es handelte sich dabei hauptsächlich um DysinformationsBewegungen. Doch blosse gemeinsame Meinungen oder Ideologien genügen nicht, um so starke Barrieren wie Einkommen, Ausbildung oder gesellschaftliche Stellung zu neutralisieren. Die ABCTypen müssen dazu kommen, sich auch im Alltag zu kompromittieren und nicht nur in «künstlichen» Ausnahmesituationen (Demos, Blockaden, Versammlungen, Festivals). Eine gemeinsame kulturelle Identität müsste umschlagen in das Entstehen praktischer Keimformen von Schattenwirklichkeit. Wie das geschehen könnte, kann nur praktisch ausprobiert werden. Vielleicht sind Quartierzentren, Tauschmärkte, Clubs, Treffpunkte, Salons, Gemeinschaftsläden usw. solche ABC-Foyers oder könnten es werden. Formen gegenseitiger Hilfe, Ersatz von Geldbeziehungen, Austausch von Diensten, Partnerschaften zwischen Nachbarschaften und Bauern könnten aus solchen Dyskos entstehen. Oder sie könnten einen «Schattenplan» für einen Häuserblock oder ein Quartier aufstellen, der die zukünften bolos skizziert.

Es wäre naiv, sich vorzustellen, aus solchen ABC-Foyers könnte ganz allmählich und friedlich die Schattenwirklichkeit herauswachsen. Die ABC-Dysko muss zugleich ein Laboratorium für neue Subversionsformen sein, denn die Maschine schaut uns nicht einfach zu, wie wir unsere «Alternativen» organisieren. Erfahrungen und Informationen aus allen drei Sektoren können durch ABC-Dysko kombiniert und zu neuen, überraschenden, verwirrenden Aktionsformen führen. Die Gesamtheit der Dyskos kann immer wieder neue, für die Maschine rätselhafte Konjunkturen herstellen. Selbst dem Hirn der Maschine sind nicht so viele Informationen zugleich zugänglich, weil sie das Denken über sich selbst gespalten halten muss (Ressortprinzip, Hierarchie der Verantwortungen). Wer je eine solche (vielleicht zufällig entstandene) Dysko erlebt hat, weiss, wie viele Mittel und Möglichkeiten sich plöltzlich auftun, gerade weil jeder Beteiligte eine völlig andere Herkunft hat.

Der strategische Hauptvorteil der Dysko-Knoten ist ihre Beweglickeit und die Fähigkeit, Überraschungen herzustellen. Für die Maschine ist ihr Entstehen und Verschwinden oft undurchschaubar. Ihr «politisches» Verhalten ist schwer vorherzusagen, im Gegensatz zu Parteien oder Gewerkschaften. Ihre Organisation ist nicht vertikal und daher nicht leicht zu «enthaupten» und zu «kaufen». ABC-Knoten bilden keine Pyramiden, sondern Geflechte, Geschwüre, also horizontale Kontaktnetze. Auch hier bilden sie schon die Strukturen der Beziehungen dezentraler, persönlicher Gemeinschaften ab, die die einzige Alternative zur Maschine darstellen. Überraschung und Undurchschaubarkeit ist heute im substruktiven Kampf gegen die Maschine lebensnotwendig. Wir müssen sie sozusagen in Sicherheit wiegen, damit ihre militärischen und selbstmörderischen Instinkte nicht geweckt werden. Wir dürfen nicht in den Fehler verfallen, eine Gegenmaschine aufbauen zu wollen, die sie konkurrenziert. Wenn wir das tun, provozieren wir nur eine Vernichtungsschlacht, die wir sicher verlieren. Das ist eine Lehre, die wir aus leninistischen Strategien oder auch aus den Erfahrungen der Guerilla ziehen können (RAF, Rote Brigaden usw.). Gegenmaschinen können zwar sehr viel Schaden anrichten (Bomben, Tod von Maschinenfunktionären), aber sie schaffen keine neuen Begegnungen und bleiben rein subversiv.

Wenn Gegenmaschinen je gewonnen haben (in Regionen, wo die Maschine sehr schwach ist), dann hat sich sofort ihr Maschinen-Charakter durchgesetzt und sind die Gegen-Qualitäten regelmässig untergegangen. Diese Erfahrungen haben auch die polnischen Arbeiter respektiert, die trotz ihres erdrückenden zahlenmässigen Übergewichts jeder Konfrontation mit Polizei oder Armee ausgewichen sind. Der Feind befindet sich ja nicht vor uns, sondern unter uns. Solange also Polizei und Armee noch bereit sind, auf uns zu schiessen, bedeutet das, dass die ABC-Dysko noch zu schwach ist, dass zu grosse Teile des Organismus der Maschine noch «gesund» sind, dass sich noch zu viele einen Sonder-Deal von der Maschine erhoffen. Das heisst nun sicher nicht, dass jede Form von bewaffneten Aktionen sich gegen uns richtet. ABC-Knoten könnten auch «verwirrende» gewaltsame Aktionen einsetzen ohne damit eine Gegenmaschine in Gang zu setzen. In der Tat macht die heute entstehende «diffuse» Guerilla der Maschine viel mehr zu schaffen als die gute alte «klassische» Stadtguerilla. Sie folgt nicht der Logik des grösseren Schadens, sondern jener der Herstellung neuer Beziehungen unter Personen. (Und das ist der wirklich «grössere Schaden» für die Zukunft der Maschine.) Substruktion ist eine Form der praktischen Meditation, die mit folgendem Yantra abgebildet werden kann:

Triko

Wenn es stimmt, dass die Arbeits-Maschine planetar ist, dann genügen auch rein lokale oder regionale Dyskos niemals, um sie unschädlich zu machen. Westen, Osten und Süden müssen von Anfang an und gleichzeitig beginnen, ihre Funktionen für die PAM zu unterlaufen und neue Konstruktionen keimen zu lassen. Es muss planetare ABC-Dysko-Knoten geben, Trikommunikation, als Triko. Triko ist also die Dysko zwischen ABC-Knoten in den drei Weltgegenden: westliche Industrieländer, sozialistische Länder, Dritte Welt. Es ist eine Art Super-Dysko.
Triko kommt nicht zustande, indem «Internationalen» von Funktionären gebildet werden, denn die Eröffnung eines Büros schafft noch keine qualitativ neuen Begegnungen. Es entstehen so nur Karikaturen von Gegenmaschinen. Kongresse und Konferenzen bleiben an der Oberfläche. Was wir brauchen, sind direkte, persönliche Beziehungen für ein gemeinsames Projekt.

Triko könnten z.b. entstehen, indem Nachbarschaften Kontakte zu Partnern in den drei Weltgegenden aufnehmen. Ein Triko wäre dann: Angelino Heights (Los Angeles)-Peredel-kino (Moskau)-Mutum Biyu (Nigeria), oder: Zürich/AussersihlDanzig/Nord-West-Vuma (Fidji). Solche Trikos entstehen vielleicht zuerst durch persönliche Bekanntschaften auf Reisen. Wenn es gelingt, Trikos einzufädeln, dann können die positiven Seiten der jeweiligen Deals gegen die Maschine kombiniert werden. Die Nischen, Frei- und Spielräume der A-, B- und C-Partner können sich so ergänzen und vergrössern. Informationen, Produktionsmittel und natürliche Ressourcen können ausgetauscht werden. ABC-Knoten in der Dritten Welt benötigen zuerst vielleicht Medikamente, Waffen, Lebensmittel oder andere dringende Güter, etwa zum Ausbau einer Infrastruktur (für Brunnen, Telephon, Landwirtschaft). Es geht dabei nicht einfach um Entwicklungshilfe, sondern um persönliche Kontakte und ein gemeinsames Projekt. Wenn die Dörfer in der Dritten Welt wieder lebenswert gemacht werden sollen, so brauchen wir die Erfahrungen, Traditionen und Techniken, die sie darin besitzen, zugleich dafür, um unsere Agglomerationen wieder in «Dörfer» (bolos) aufzulösen. Es geht um eine dreiseitige Wechselwirkung. Die Mechanismen der nationalen Aufspaltung und des Weltmarkts können so allmählich untergraben werden.

Die Trikos erlauben es den beteiligten ABC-Knoten auch, die Vorurteile und Illusionen, die sie einander gegenüber haben, zu durchschauen. Westliche Dyskos erfahren so einiges über den sozialistischen Alltag und schütteln sowohl antikommunistische wie offiziell-kommunistische Propagandalügen ab. Die östlichen Partner verlieren ihre Illusionen über den goldenen Westen und können sich leichter gegen die Indoktrination in ihren Ländern wehren. Dritt-Welt-Dyskos werden die Entwicklungs-Ideologie los und fallen weniger auf die sozialistische Demagogie der einheimischen Eliten herein. Die drei Deals kombinieren ihre Vorteile und mildern ihre Nachteile durch gegenseitige Hilfe, sowohl materielle wie kulturelle.

Nur ein wachsendes Geflecht solcher Trikos kann das Block-Spiel der Maschine allmählich zerfressen. Die Trikos bilden auch die Voraussetzungen für das Entstehen planetarer, geldloser Austauschbeziehungen, für das allgemeine Gastrecht (sila), für die Auflösung der Nationalstaaten und die Bildung autonomer Regionen (sumi). Die Trikos können die nationale Kriegsmaschinen von Innen heraus blockieren und sind somit die einzig wirksame Friedensbewegung, gerade weil es nicht um den «Frieden» geht, sondern um ein positives Projekt.

Wenn aber ABC-Dysko nur zur Angelegenheit einzelner Quartiere oder Weltgegenden wird, dann muss sie scheitern und wird nur zu einer neuen Antriebskraft der Maschine. bolos werden dann Problemlösungskonzepte für lokale Krisen oder Feriendörfer für reiche Touristen. Es nützt nichts, «global zu denken» und nur lokal zu handeln. Schattenpläne und Aktionen in einem einzelnen Quartier sind zwar gut und schön, doch ohne von Anfang an Trikos aufzubauen, versinken sie in Isolation und ersticken sie auch an kultureller Verarmung. Allen muss der Reichtum des ganzen Planeten zugänglich gemacht werden.
 
 

bolo'bolo -

Grundrisse für ein Projekt


Substruktion ist ein Prozess und ein Projekt in einem. Was die Maschine «ersetzen» wird, ist zugleich das, was sie auflöst. Vom konkreten Verlauf dieser Gegengeschichte hängt es also ab, welche «Utopie» dabei verwirklicht wird. Die Wünsche, die wir jetzt gegen die Maschine mobilisieren, werden sich dabei verändern. Unser Projekt ist also kein Programm, das nur noch ausgeführt werden müsste - es ist ein provisorischer Vorschlag, ein Ausgangspunkt. Trotz dieses «offenen Endes» ist es notwendig, dass wir uns jetzt schon darüber verständigen, wohin unsere Wünsche zielen und welche Grenzen wir für akzeptabel halten. Für diese Verständigung brauchen wir eine gemeinsame Sprache, eine Art Wunschgrammatik.

Einige Grundzüge eines Projekts lassen sich auf Grund des heutigen Stands der Diskussionen und Forschungen schon skizzieren. Es ist klar, dass wir kleinere, autonome, ja autarke Gemeinschaften aufbauen müssen, damit die Maschinen-Mechanismen Geld, Grossindustrie und Staat überflüssig werden. Andererseits ist es nicht mehr möglich, zum noch freieren Leben der Jäger und Sammlerinnen zurückzukehren, weil die natürlichen Grundlagen zerstört und wir zu zahlreich sind. Über die Grösse dieser Gemeinschaften (bolos), über ihre Beziehungen untereinander, über zusätzliche Organismen, über die Verwendung der Technologien usw. müssen wir uns unterhalten können. Diesem Zweck dient bolo'bolo.

An Vorstellungen über eine post-industrielle Gesellschaft fehlt es heute nicht mehr. Ausbruch des Wassermann-Zeitalters, Paradigmenwechsel, Quartärgesellschaft, Dualwirtschaft, Ökotopia, Dezentralisierung, Rhizom, Vernetzung, kleine Kreisläufe, Sanfte Technologie - so lauten einige Stichworte der zunehmenden alternativen und ökologischen Literatur. Es ist von epochaler Krise, grosser Wende, Endzeit, Neuem Zeitalter, die Rede. Die Ökologie liefert wertvolles Material über die Grenzen, die uns heute gesetzt sind. Es ist wichtig, sie zu kennen. Was aber fehlt, sind Ideen für die neuen Möglichkeiten, den neuen Reichtum, der sich uns auftut, wenn wir die Maschine hinter uns lassen. Und oft sind diese Alternativ-Theorien unvollständig oder naiv, wenn es um die Frage der Zerstörung der Maschine, um die Strategie, geht. Es fehlt auch die wirklich planetare Sicht; meist sind die Vorschläge nur partiell (Energie, Verkehr, Gesundheitswesen) oder betreffen nur die fortgeschrittenen Industriegesellschaften.

bolo'bolo ist der Versuch, ein planetares Projekt in einigen Grundzügen zu formulieren. Die konstruktiven Aspekte der substruktiven Bewegungen werden so zu einem zusammenhängenden Bild verbunden. Es ist eine Momentaufnahme unserer (meiner?) augenblicklichen Wünsche und der heutigen Einschätzung der «technisch/biologischen» Grenzen. In vielen Punkten werden die Grenzen zu eng gesteckt sein, in anderen die Wünsche zu extravagant. Darum geht es nicht. Wichtig ist, dass eine Verständigung über ein gemeinsames, planetares Projekt gefördert wird. Die Zeit ist vorbei, wo wir uns in partiellen Diskussionen und lokalen Initiativen verzetteln dürfen. Wir leben nur 70 Jahre und Wünsche sind dazu da, noch in einer nahen Zukunft, sagen wir bis 1987, verwirklicht zu werden.
 


Fahrplan

Wenn alles gut geht, kann bolo'bolo bis Ende 1987 verwirklicht werden. Vielleicht dauert es auch ein paar Jahre länger, aber das wäre sehr schade. Für Verzögerungen sind nur wir selbst verantwortlich. Der folgende Fahrplan kann dazu dienen, unsere Fortschritte einzuschätzen:

1984
bolo'bolo-Broschüren, Plakate und Zeichen verbreiten sich weltweit in den wichtigsten Sprachen. ABC-Knoten entwickeln sich in Quartieren und Städten, Selbstversorgungskontakte werden geknüpft. Die ersten Trikos kommen zustande. Aus einigen Dyskos werden Pionier- und Experimental-bolos. In einigen Quartieren studieren Bewohner die Brauchbarkeit von Gebäuden für bolos, sadis usw. Schattenpläne werden angefertigt. Der Automobilverkehr wird überall eingeschränkt und Strassen werden blockiert. Die politische Maschine erleidet an vielen Orten Legitimationskrisen und kann die Kontrolle nur mühsam aufrecht erhalten. Polizei und Armee reagieren schwerfällig.

1985
Es bilden sich Triko- und Dysko-Netze, die immer mehr Alltagsaufgaben erfüllen: gegenseitige Hilfe in der Nahrungsmittelversorgung, planetare Patenschaften, Tauschbeziehungen mit Bauern oder Land-Dyskos. Es gibt heftige Auseinandersetzungen um Schattenpläne. Überall entstehen provisorische bolos, die untereinander Kontakte aufnehmen. Der Staat versucht, bolos zu zerstören, erleidet dabei aber Substruktions-Anfälle. Realpolitiker geben sich als Vertreter von bolo 'bolo aus, scheitern aber.

1986
Einzelne Gebiete entgleiten der Maschine, unter anderem in Wales, Schweden, Kolumbien, Estland, Wisconsin, der Schweiz, Nigeria, Sachsen, auf Mindanao und in Südafrika. In diesen Gebieten wird die Landwirtschaft auf Selbstversorgung umgestellt, werden Austauschverträge abgeschlossen und planetare Netzwerke aufgebaut. Gegen Ende des Jahres bildet sich ein planetares Leopardenfell von autonomen Regionen, bolo-Bündeln, Einzelbolos, Reststaaten, Maschinenfragmenten und militärischen «Wehrstädten». Allgemeine Wirren brechen aus. Die Maschine versucht, die bolos militärisch und wirtschaftlich zu zerschlagen und die Reststaaten von Dyskos zu säubern. Meist meutern die Truppen oder erfüllen sie ihre Aufträge nur andeutungsweise. Die beiden Supermächte geben ihr altes Blockspiel auf und schliessen sich zur USSAR (United Stable States and Republics) zusammen. Das erste Projekt der USSAR ist der Aufbau einer neuen, gereinigten Industriezone in Innerasien, Monomat.

1987
Die internationalen Transport- und Kommunikationssysteme brechen zusammen, der Welthandel versiegt. 200 autonome Regionen halten ihre erste planetare Zusammenkunft im nun friedlichen Beirut ab, um erste Schritte für ein weltweites Netzwerk einzuleiten. Planetare Unterstützungsprogramme für Regionen und bolos mit Übergangsschwierigkeiten werden in Gang gesetzt.

USSAR kontrolliert nur noch Monomat und einige Dutzend Aussenposten. Seine Säuberungsexpeditionen verlaufen immer wieder ohne Wirkung. Im Herbst sind überall Selbstversorungsstrukturen eingerichtet, der Hunger und die Nationalstaaten sind verschwunden. Im Dezember fliehen die Monomat-Arbeiter in bolo-Gebiete.

Einige USSAR-Generäle übernehmen freiwillig die Unschädlichmachung der Atomarsenale und organisieren die Bewachung der radioaktiven Depots. USSAR verschwindet ohne formelle Zeremonie und ohne die rot-weisse Flagge mit dem blauen Stern verbrannt zu haben.

1988-2346
bolo'bolo

2347
bolo'bolo verliert seinen Schwung, als die «Weissen» (eine kulturelle Seuche) sich ausbreiten und alle anderen bolo-Identitäten verdrängen. Es beginnt ein Zeitalter der Beschaulichkeit und des Chaos. Die Weltbevölkerung sinkt auf einige Millionen.

2764
Beginn von YOVUO. Alle Berichte über die Vorgeschichte (bis 2763) sind verloren gegangen. Tawhuac legt ein neues Band ein.
 
 

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